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50 Jahre Imperial Lenzburg

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Seit einem halben Jahrhundert existiert die vorzügliche Brass Band aus dem Aargau. Ihre Vorträge und eine Auftragskomposition haben die Schweizer Szene massgeblich geprägt.

Beim Ort Lenzburg denkt man als Erstes vielleicht an das markante Schloss oder das innovative Museum Stapferhaus, aber bestimmt auch an die ortsansässige Brass Band Imperial und den fantastischen Marsch mit dem Ortsnamen als Titel. Seit nun einem halben Jahrhundert prägt die Band die aargauische und schweizerische Brass-Landschaft mit hoher Qualität und einer auffälligen Uniformenfarbe.

Ein Blick in die Geschichtsbücher

1974 wurde in Lenzburg die Brass Band Aargau gegründet. Das Ziel des regionalen Vereines war von Anfang an, seinem Publikum Musik auf einem anspruchsvollen Niveau präsentieren zu dürfen. Dadurch sollte die Brass Band Szene im Kanton Aargau gefördert und die Kulturlandschaft um einen weiteren Höhepunkt bereichert werden. André Brunner und Hans Senn waren die beiden Initianten der Band. André schrieb als versierter Sekretär alle Ideen, Konzepte sowie die Protokolle und Hans, als Besitzer einer eigenen Druckerei, druckte Broschüren und Programme auf Glanzpapier. So erhielt die Band ab der ersten Stunde ein professionelles Gesicht. Als erster Dirigent wurde André Winkler angestellt. Dessen Finanzierung erfolgte ausschliesslich über einen Mitgliederbeitrag von Fr. 360.- und die Uniform bezahlte jedes Mitglied selber.

Mit dem Eintritt in den Aargauischen Kantonalen Musikverband AMV 1975 nahm die Band den heutigen Namen Brass Band Imperial Lenzburg an. «Der AMV befand, man müsse den Namen ändern, sonst wäre es eine Diskriminierung gegenüber den anderen Brass Bands im Kanton», erklärt uns Heinz Sinniger, Ehrenmitglied, den Grund dahinter. Also musste die Band namenstechnisch über die Bücher: «Brass Band war gegeben, Lenzburg war Standort des Probelokals und Zentrum unserer Tätigkeit, doch «Brass Band Lenzburg» genügte uns nicht, denn als Regionalband wollten wir irgendeinen originellen Namenszusatz», kommentiert Heinz Sinniger weiter. So spann man die Gedanken fort: Lenzburg hat ein altes Schloss, der letzte Lenzburger, Ulrich IV., vermachte die Burg 1173 dem Kaiser Friedrich I., kaiserlich heisst lateinisch «imperialis». «In England gab es zudem in den 1970/80er Jahren eine sehr erfolgreiche Brass Band mit dem klingenden Namen Yorkshire Imperial Metals Band. All diese Fakten inspirierten uns und so gaben wir der Band den passenden Namen Brass Band Imperial Lenzburg», schildert Heinz Sinniger die Entscheidungsfindung.

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Bild: Die BBI 2004 in Montreux

Das Einzugsgebiet der BBI hat sich laufend erweitert. Gestartet in der Region Aarau/Lenzburg umfasst es heute beinahe den ganzen Kanton Aargau sowie angrenzende Gemeinden. Die BBI hatte dabei stets das Ziel, seine Mitglieder musikalisch und menschlich zu fördern. Diese neu erworbenen Kompetenzen sollten die Mitglieder wiederum in ihre Stammvereine mitnehmen, um auch dort die musikalische Weiterentwicklung zu fördern. Dieses Ziel hat die BBI bis heute stets erreicht, sind doch die allermeisten Mitglieder auch heute noch wichtige Stützen in ihren Dorfvereinen.

Einen weiteren Beitrag zur Entwicklung der regionalen Brass Band Bewegung lieferte die Band durch die Gründung und Durchführung des Swiss Slow Melody Contest. Dieser auf die musikalische Ausdrucksweise fokussierte Solowettbewerb fand schweizweit grossen Anklang und wurde von diversen anderen Vereinen übernommen. Im Jahr 2006 fand nach 17 Durchführungen der letzte von der BBI organisierte Swiss Slow Melody Contest statt.

Eidgenössisch erfolgreich

Der Namenszusatz «Imperial» verdeutlicht die hohen Ansprüche der Band an sich selbst. Die Bandmitglieder wollen gehobene Qualität liefern und um Lorbeeren wetteifern. Deswegen trat die Band bereits kurz nach ihrer Gründung zum ersten Mal am Schweizerischen Brass Band Wettbewerb SBBW in der ersten Klasse an. Im Jahr 1981 feierte die Imperial Lenzburg unter der Leitung von Erich Müller mit dem Sieg am Eidgenössischen Musikfest in der Höchstklasse einen grossen Erfolg. Dadurch qualifizierten sie sich sogar für den Europäischen Brass Band Wettbewerb 1982 in der Royal Albert Hall, ein weiterer früher Vereinshöhepunkt.

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Bild: Die BBI 1982 in London

2011 in St. Gallen konnte die Band mit Christian Siegmann als Dirigenten nochmals das Eidgenössische in der 1. Kategorie gewinnen und 2016 folgte unter der Leitung von Rafael Camartin mit dem Sieg in der 1. Klasse am SBBW in Montreux der grösste Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte. Seit letztem Jahr leitet Philipp Werlen die musikalischen Geschicke am Taktstock und zusammen durften sie bereits in diesem Juni den Sieg in der 1. Klasse am Solothurner Kantonalmusikfest feiern.

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Bild: Sieger in der 1. Klasse 2016

Starker Nachwuchs

Zum 30-jährigen Vereinsjubiläum gründete die Brass Band Imperial Lenzburg im Jahr 2004 eine B-Band. Gemeinsam mit dem Aargauer Jugend Brass Band Lager ist die B-Band die wohl wichtigste regionale Nachwuchsförderung in der Brass Band Szene des Kanton Aargaus. Wie die A-Band startet auch die B-Band jedes Jahr am SBBW. Gestartet in der 3. Klasse haben sie sich mittlerweile in der 2. Klasse etabliert und schon mehrere nennenswerte Erfolge gefeiert. Die B-Band ist dabei als eigenständiger Verein organisiert. Der Dirigent führt zusammen mit der Musikkommission, welche nur aus Mitgliedern der B-Band besteht, die musikalischen Geschicke. Für Organisatorisches ist ein interner Bandmanager verantwortlich. Somit können die Jugendlichen neben den musikalischen Erfahrungen auch organisatorische Verantwortung übernehmen und daraus wertvolle Erfahrungen für ihre Dorfvereine sammeln.

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Bild: Das erste Konzert der B-Band im Jahr 2004

Die B-Band bietet den jungen Erwachsenen ein Umfeld, in welchem sie wachsen können. Ihre musikalischen Fähigkeiten werden gezielt und professionell gefördert und soziale Kompetenzen erworben. Durch das Erleben von gemeinsamen Konzerten, Festen und Apéros nach Proben entstehen Freundschaften, die weit über die Mitgliedschaft in dem Verein hinausgehen und oft jahrelang halten. Daniel Schrenk, der aktuelle Dirigent der B-Band, ist das perfekte Beispiel für die funktionierende Nachwuchsarbeit: Begonnen als Baritonist in der B-Band, ist er mittlerweile der Solo Euphonist der A-Band und eben neuer musikalischer Leiter der Nachwuchsformation. So sieht wahre Vereinstreue und Herzblut aus!

Imperialer Lenzburg-Marsch

Der in der Einleitung angesprochene Marsch «Lenzburg» kennen Sie vielleicht. Die kuriose Geschichte dahinter lohnt sich, erzählt zu werden: Im Sommer 1977 fuhren zwei Mitglieder der BBI, Posaunist Bernhard Ackermann und Euphonist Heinz Sinniger, mit dem Auto nach Brighouse, England. Heinz hatte den Kassier der Brighouse and Rastrick Band, Eddie Noble MBE, kennen gelernt und so konnten sie bei ihm wohnen. Tagsüber genossen sie zwei Wochen lang Instrumentalunterricht beim legendären George Thompson in Grimethorpe und abends durften sie bei der Probe der Brighouse and Rastrick Band zuhören. Nach einer solchen Probe traf man sich wie üblich im Pub zu einem Bier. So kamen die beiden Schweizer mit dem damaligen Dirigenten und erfolgreichen Komponisten Derek M. Broadbent ins Gespräch. Unter anderem fragten sie ihn, ob er für die Brass Band Imperial Lenzburg einen richtigen Brass Band Marsch komponieren würde. Er fragte, ob es eine bekannte Melodie gäbe, welche im Marsch integriert werden könnte, woraufhin Heinz ihm die Melodie «Im Aargäu send zwöi Liebi» vorsang. Broadbent nahm einen Bierdeckel, kritzelte Notenlinien darauf und schrieb die Melodie auf. Man einigte sich und sagte, der Marsch solle den Namen «Lenzburg» tragen. Etwa zwei Monate später sandte er die fertige, von Hand geschriebene Partitur der BBI zu. Einige Mitglieder schrieben die einzelnen Stimmen heraus und bald konnte der Marsch geprobt werden. Die Uraufführung erfolgte dann am 13. Mai 1978 anlässlich eines Konzertes. «Lenzburg» wurde ein fantastischer und herausfordernder Marsch, der heute fast schon als Klassiker bezeichnet werden kann. An diversen lokalen Marschwettbewerben und insbesondere von Schweizer Vereinen am britischen Whit Friday wurde der Marsch schon zigmal ausgewählt. Mit der bekannten Volksliedmelodie im Trio hat der Marsch sein unverkennbares Markenzeichen, welches den Zuhörenden jeweils lange im Ohr bleibt.

Grosses Jubiläumswochenende

Zur Feier des 50-Jahre-Jubiläums veranstaltet die Brass Band Imperial Lenzburg am 14. und 15. September 2024 ein Jubiläumswochenende in der Mehrzweckhalle Schützenmatt in Lenzburg. Die Idee ist, Jung und Alt zusammenzubringen und mit einem abwechslungsreichen Programm zu begeistern. Der Samstag steht im Zeichen des Nachwuchses. Diverse Jungformationen und lokale Vereine geben Kurzauftritte und mit der BBI zusammen ein Massed Band-Konzert. Zudem wird das Rekrutenspiel der Schweizer Militärmusik mit dabei sein. Am Abend findet ein grosses Galakonzert der BBI A- und B-Band statt. Nachfolgend wird der Abend mit der Kleinformation «Brässkalation» und ausgiebigen Feierlichkeiten abgerundet. Der Eintritt am Samstag ist gratis.

Am Sonntag organisiert die BBI ein Blaskappellentreffen mit vier namhaften Formationen aus der Region und der ganzen Schweiz. Die Staufberg-Musikanten, Fihuspa, Lublaska und die Dorfspatzen Oberägeri werden für beste böhmisch-mährische Unterhaltung sorgen. Tickets können im Vorverkauf oder an der Tageskasse bezogen werden.

Die Brass Band Imperial Lenzburg darf auf eine reichhaltige Geschichte zurück- und auf eine schöne Zukunft vorausblicken. Durch ihr Engagement hat sie die aargauische und nationale Brass Band Bewegung entscheidend geprägt und mit dem Marsch «Lenzburg» ebenfalls unser Repertoire mit einer Perle ergänzt. Bestimmt werden wir ihn auch am Jubiläumsfest zu hören bekommen.

Link zum Jubiläumsfest