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- Michael Franz

Besson Swiss Open 2024 - Die Details

In Abwesenheit der Titelverteidiger lieferten sich die zehn Schweizer Höchstklasse-Brass Bands am diesjährigen Swiss Open Contest einen auf hochstehendem Niveau ausgeglichenen Wettbewerb. Das Format begeistert Jahr für Jahr die Teilnehmenden und das Publikum gleichermassen und so war auch dieses Jahr das KKL in Luzern wiederum vollbesetzt. Im folgenden Artikel besprechen wir die Details des Wettbewerbstags.

Der 34. Besson Swiss Open Contest wurde am Samstag, 21. September 2024 vor vollen Rängen durch die Brass Band Berner Oberland eröffnet. Die Band zeigte in Philip Wilbys «Masquerade» einen guten Start mit einem soliden Stil, konnte die nötige Transparenz für das schwierige Teststück jedoch noch nicht präsentieren. Die nachfolgenden Lokalmatadoren der Brassband Bürgermusik Luzern machten dies schon etwas besser und glänzten mit einem hervorragenden Posaunentrio und einem orgelähnlichen Bandklang, welcher durch ein massives Fundament von drei B-Bässen getragen wurde. Die Läufe waren in der gesamten Band sehr klar und die Cornets überzeugten im Tutti. Auffällig war, dass das Euphonium die Kadenz stehend spielte, was den Klang im Saal unterstützte.

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Die Brassband Bürgermusik Luzern in voller Fahrt

Mit der Startnummer 3 ging die projektartig-organisierte Wallberg Band unter der Leitung von Ivan Meylemans ins Rennen. Der Gesamteindruck war solide, aber es wurden keine grossen Risiken eingegangen. Man merkte, dass die Band aus fantastischen Musikerinnen und Musikern besteht, aber nicht oft zusammenspielt. Nebst den internationalen Stars wie Principal Cornet Lode Violet und Solo Horn Jonathan Bates sass mit Simon Gabriel auch ein nationales Spitzentalent in den Cornet-Reihen. Der junge Bündner gewann eine Woche zuvor die SOLO-Finals des SWISS WINDBAND AWARDS.

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Die Wallberg Band war wiederum mit nationalen und internationalen Stars gespickt

Für eine Überraschung sorgte das Ensemble de Cuivres Jurassien. Sie wurden in diesem Wettbewerb mit Russell Gray von einem Meister seines Fachs angeführt und siehe da: Die Band erreichte im Teststück mit 168 Punkten den grossartigen vierten Platz. Mit dem Solo Euphonisten Valerian Alfaré hatten sie ebenfalls einen vor kurzem sehr erfolgreichen Solisten in der Band. Er durfte im August am «Eurovision Young Musicians», dem Pendant zum ESC für junge Musiktalente aus der Klassik, teilnehmen.

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Russell Gray spornte das Ensemble de Cuivres Jurassien zu Höchstleistungen an

Die anschliessend auftretende Liberty Brass Band traf den Stil der Fuge sehr schön und sie wurden dafür von der Jury mit dem dritten Platz in der ersten Wettbewerbshälfte belohnt. Nur die Brass Band Fribourg und die Valaisia Brass Band erzielten höhere Punktzahlen. Die Fribourger traten wiederum unter der Leitung des französischen Dirigenten Florent Didier an, unter welchem sie letztes Jahr bereits fantastische Resultate erspielten. Didier, welcher 2024 die NJBB A-Band leitete, holte einen runden, nie harten Sound aus der Band heraus, wobei die Transparenz ebenfalls vorhanden war.

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Florent Didier leitete die Brass Band Fribourg

Die Valaisia Brass Band nahm nach zwei Jahren Absenz wieder am Swiss Open teil. Im letzten Jahr durften sie aufgrund ihres Resultats am Europäischen Brass Band Wettbewerb am British Open teilnehmen. Mit der beliebten Startnummer 10 beeindruckte die Band mit einer exzellenten Transparenz und einem fantastischen Posaunen-Trio. Die grosse Euphonium-Kadenz in der Mitte des Stücks war ebenfalls herausragend und erinnerte vom Klang her an einen Operntenor. Glenn Van Looy sicherte sich dadurch absolut verdient den Spezialpreis für das beste Euphonium im Teststück.

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Glenn Van Looy der Valaisia Brass Band erhielt den Preis für das beste Euphonium im Teststück

Mit dieser Darbietung wurde der intensive Morgen abgeschlossen und man konnte das Fazit ziehen, dass die Bands durchwegs gute bis exzellente Leistungen zeigten. Die Entscheidung, wer letztlich siegen würde, hing von den kleinen Details und individuellen Fehlern ab, die sich im Laufe der Aufführungen eingeschlichen haben.

Der Nachmittag

Der zweite Wettbewerbsteil fing an, wie er aufgehört hatte: mit der Valaisia Brass Band. Trotz kürzester Mittagspause lieferte die Band in Peter Grahams «The Torchbearer» wiederum beeindruckend ab. Nur im Presto-Teil hatte die Band Schwierigkeiten, das Tempo gleichmässig zu halten. Vielleicht erreichte die Konzentration und die mentale Bereitschaft doch nicht mehr ganz das höchste Level. Mit 169 Punkten erreichten sie im Selbstwahlstück den fünften Platz und liessen bei der Konkurrenz etwas Hoffnung aufkommen.

Das Ensemble de Cuivres Jurassien konnte im Selbstwahlstück «Dances and Arias» von Edward Gregson leider nicht ganz an ihre tolle Performance des Morgens anknüpfen. Nach einem starken Start fehlte es an Transparenz und Bandsound, um sich ganz vorne zu platzieren. Schlussendlich mussten sie sich mit dem achten Platz begnügen. Interessanterweise haben die beiden Euphonisten für das zweite Stück die Plätze getauscht. Der Qualität tat dies keinen Abbruch, was wahrlich ein schönes Zeichen für die Zukunft der Band ist.

Die Brass Band Fribourg lieferte hingegen eine zweite hervorragende Darbietung ab. Sie bewahrten in «Harmony Music» von Philip Sparke einen warmen und ausgewogenen Klang in allen Dynamikstufen. Trotz kleiner Fehler in den Cornets und einer Unsauberkeit im Solo-Horn zeigte die Band eine hohe Transparenz und einen tollen Schluss. Auch in dieser Band wurden für den zweiten Wettbewerbsteil ohne Qualitätsverlust Plätze getauscht und zwar beim Principal Cornet. Man spürte, dass der Auftritt sie zu einer Spitzenplatzierung führen würde.

Die Ostschweizer Liberty Brass Band präsentierte «Blitz» von Derek Bourgeois in einer kraftvollen Darbietung, bei der die Solisten, insbesondere der Principal Cornetist, brillierten. Der schnelle Teil war jedoch etwas hart und nicht immer transparent. Die mittleren Dynamikstufen waren häufig etwas laut, was die Feinheit des Spiels beeinträchtigte. Mit einem gut aufgebauten und überzeugenden Schlussteil rangierten sie sich in der Endabrechnung auf einem starken vierten Platz. Die Liberty Brass Band musste bei diesem Wettbewerb lange hartes Brot essen, doch mittlerweile arbeiten sie sich die Rangliste hoch. Steigen sie nächstes Jahr auf das Podest?

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Die Liberty Brass Band findet mit Stefan Roth langsam gefallen am Swiss Open

Die Brass Band Berner Oberland zeigte sich mit der Startnummer 6 im Vergleich zum Morgen stark verbessert. Sie schienen den frühen Start verdaut zu haben und spielten ihre Qualitäten aus. Angeführt von exzellentem Soprano und Principal Cornet erhielten sie für Peter Grahams «Montage» die drittbeste Punktzahl des Nachmittags. Über den siebten Gesamtrang werden sie nach dem Sieg 2022 und dem dritten Platz im letzten Jahr wohl trotzdem etwas enttäuscht sein.

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Die Brass Band Berner Oberland gab Gas

Anschliessend trat die Wallberg Band mit Sparkes «Partita» auf. Die Solisten zeigten sich von ihrer besten Seite, wobei besonders das Cornetsolo von Principal Lode Violet und die Posaunen hervorstachen. Die Band bewies einen hervorragenden Drive von Anfang bis Schluss und verbesserte sich damit auf den sechsten Schlussrang.

Am Nachmittag wurden nur noch zwei Bands besser bewertet. Eine davon war das Ensemble de Cuivres Valaisan. Der kammermusikalische Beginn von «Extreme Make-Over» von Johan de Meij war feinfühlig, obwohl es kleine Intonationstrübungen gab. Das Solistenquartett spielte dabei in Socken vorne links am Bühnenrand stehend. Die Fortissimo-Stellen waren imposant, jedoch stets in Balance und die Fuge im letzten Teil war ausgezeichnet gespielt. Der grosse Schlussklang rundete den starken Auftritt ab.

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Das Ensemble de Cuivres Valaisan beim charakteristischen Flaschenspiel in "Extreme Make-Over"

Und wiederum holte sich am Nachmittag die letzte Startnummer die höchste Punktzahl ab. Die Brassband Bürgermusik zeigte in «English Heritage» von George Lloyd eine herausragende Leistung. Der Beginn des Werks war stark und alle Sechzehntelnoten waren hörbar. Der langsame Teil beeindruckte durch einen warmen, ausgewogenen Klang und der Schlussteil war technisch brillant. Die Band bewahrte stets einen organischen, nie aggressiven Klang, auch wenn sie zum Schluss aufdrehte. Sie erhielt dafür 175 Punkte und den Spezialpreis für das beste Selbstwahlstück.

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Dirigent Michael Bach nimmt den Spezialpreis entgegen

Fazit

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Dirigent und Präsident der Valaisia Brass Band nehmen den grössten Pokal entgegen

Es schwang in der Endabrechnung die Valaisia Brass Band mit ihrem Dirigenten Arsène Duc schlussendlich knapp oben aus. Die Grundlage für ihren zweiten Sieg bei diesem Wettbewerb legten sie mit ihrer Version von «Masquerade» am Morgen. Die Brassband Bürgermusik Luzern durfte sich nebst dem erwähnten Spezialpreis über den zweiten Platz freuen. Nach zuletzt vier vierten Plätzen am Swiss Open schafften sie es wieder zurück auf das Podest. Das Podest komplettierte die Brass Band Fribourg, welche ihre ausgezeichnete Form aus dem letzten Jahr konservieren konnte.

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Die Brass Band Fribourg durfte sich über den 3. Platz freuen

Die Plätze 4 bis 7 wiesen nur sechs Punkte Unterschied auf. Die Bands im breiten Mittelfeld haben das Potenzial an guten Tagen um den Sieg mitzuspielen. Diese Bands waren in je einem Wettbewerbsteil erfolgreich, aber halt nicht konstant. Die Fehlermarge ist sehr gering und so gut wie nach vorne, kann es auch nach hinten gehen. Nur die Oberaargauer Brass Band und die Brass Band Luzern Land kämpften in diesem Jahr in beiden Stücken etwas unglücklich.

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Die Oberaargauer Brass Band wurde von der Jury nicht belohnt
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Die Brass Band Luzern Land erhielt die rote Laterne

Der Wettbewerb bewies auch, dass sich die abwesende Brass Band 13 Étoiles nicht auf den Lorbeeren ausruhen kann und die Konkurrenz nicht schläft. Wie man sie kennt, sind sie sich dessen bewusst und werden alles dafür tun, um im November in Luzern wieder zuoberst zu stehen. Wir freuen uns auf das nächste Kräftemessen der Schweizer Spitzenbands am Wochenende vom 23. Und 24. November wiederum im KKL Luzern.

Besson Swiss Open Contest 2024