Die Hauts-de-France Brass Band und ihr Dirigent Luc Vertommen sind im aktuellen Jahrzehnt das Mass aller Dinge im französischen Brass Band-Universum. Zuletzt reihten sie sechs nationale Titel aneinander und die Kombination mit dem Komponisten Pierre-Antoine Savoyat harmoniert dabei speziell gut.

Pierre-Antoine, der Musiker
Pierre-Antoine Savoyat stammt aus einer musikbegeisterten Familie und beginnt seine Musikerkarriere auf dem Cornet. Als neugieriger und leidenschaftlicher Musiker probiert er im Laufe seiner Teenagerjahre viele verschiedene Musikstile aus (freie Improvisation, Jazz, Klavier). Als Autodidakt komponiert er bereits im Alter von acht Jahren seine ersten Takte und später nach seinem Studium am Conservatoire à Rayonnement Régional de Chalon sur Saône, wo er ein dreifaches Musikdiplom in Jazz, klassischer Trompete und Orchesterdirigat erwirbt, nimmt er auch Kompositions- und Orgelunterricht.
Anschliessend konzentriert sich Pierre-Antoine auf den Jazz und absolviert einen Masterstudiengang am Koninklijke Conservatorium Brussel, wobei er ein Austauschsemester an der Haute Ecole de Musique in Lausanne besucht. In der Jazz- und Improvisationsszene ist Pierre-Antoine mittlerweile einer der aufstrebenden Musiker von Brüssel. Er leitet sein eigenes Quartett "Le Monde Merveilleux de Pépito" und hat diverse weitere Projekte in verschiedensten Stilrichtungen wie zum Beispiel Elektro, Balkanmusik oder Pop. Er wird seiner eigenen Beschreibung als grenzenloser Musiker definitiv gerecht!
Pierre-Antoine, der Komponist
Pierre-Antoine ist auch ein sehr aktiver Komponist, der in der Brass Band-Szene mittlerweile deutliche Spuren hinterlassen hat. Die Hauts-de-France Brass Band und Luc Vertommen hatten bei ihm ein grosses Werk als Selbstwahlstück in Auftrag gegeben und er lieferte ihnen mit "Sinfonietta n°2: Quatre Impressions" eine grossartige musikalische Arbeit. Im Jahr 2022 trugen sie das Stück an der französischen und anschliessend an der Europäischen Brass Band-Meisterschaft in Birmingham vor. In England erspielten sie sich damit 97 Punkte im Selbstwahlstück - die zweithöchste Punktzahl des Tages. Mit dem selbstbewussten Auftritt und dem fantastischen Werk überzeugte die Band aus der "kleinen" Brass Band-Szene Frankreichs nebst der Jury ebenfalls das Publikum. Im Jahr darauf wurde "Sinfonietta n°2: Quatre Impressions" als Teststück für die belgische Landesmeisterschaft ausgewählt.
In diesem Jahr wurde die funktionierende Kombination aus Komponist, Band und Dirigent wiederholt. Pierre-Antoine lieferte mit der "Sinfonietta n°4: Adhyatmika Svatantrada" der Hauts-de-France Brass Band erneut das Selbstwahlstück - und die Band erreichte bei der Jury damit sagenhafte 99 Punkte! Savoyat, die HFBB und Vertommen - das passt wie die Faust auf's Auge. Obwohl clevere Internet-User das Werk bereits auf YouTube finden könnten, verzichten wir an der Stelle auf die Publikation, da wir davon ausgehen, dass die Franzosen es als Selbstwahlstück an der Europameisterschaft erneut präsentieren werden. Uns hat das vielfältige Werk mit interessanten Effekten ebenfalls begeistert und wir freuen uns auf weitere Darbietungen.
Sinfonietta n°2: Quatre Impressions
Als Video der Woche wählen wir dafür den oben erwähnten Auftritt der Franzosen in Birmingham 2022 mit der "Sinfonietta n°2: Quatre Impressions". Pierre-Antoine Savoyat zollt in diesem Stück der französischen impressionistischen Musik des 20. Jahrhunderts Tribut, den kompositorischen Giganten Claude Debussy und Maurice Ravel ebenso wie weniger bekannten, aber ebenso wichtigen Persönlichkeiten wie Maurice Emmanuel oder Raoul Bardac. Das Werk besteht aus vier Sätzen, die eine impressionistische Reise durch verschiedene Länder heraufbeschwören. Die zyklischen Themen, die zunächst vom Flügelhorn eingeleitet werden, erinnern an ein Verfahren, das sowohl von Ravel als auch von Debussy insbesondere in ihren Streichquartetten verwendet wurde.
Der erste Teil "Prélude à un Pays Lointain“ (Präludium zu einem fernen Land) beschreibt eine imaginäre asiatische Landschaft mit nebulösen Bildern und Beschwörungen, bevor sie sich zu Klarheit und Auflösung öffnet. Der darauf folgende „Cortège Fabuleux“ (Fabelhafte Prozession) beschwört eine Parade exotischer Tiere, Jongleure und Zauberer herauf, die immer näher kommt und faszinierender wird - das Versprechen von Geheimnis und Gefahr, Heiterkeit und Fantasie ist allgegenwärtig. Es mündet in den „Dialogue du Vent et des Montagnes“ (Dialog des Windes und der Berge), der eine Hommage an das Finale von Debussys „La Mer: Dialogue du Vent et de la Mer“ (Dialog des Windes und der Berge) darstellt. Man stelle sich vor, eine aufgehende Sonne durchbricht einen Schneesturm über epischem Bergland. Das Werk schließt mit „Feria“ (Jahrmarkt), einer freudigen Impression von Festen im Baskenland, wo Ravel geboren wurde. Hier spiegeln sich Ausgelassenheit und Exzess wider und das Werk findet in einer von Ravel inspirierten Farbigkeit ihren Abschluss.
Wir wünschen viel Vergnügen mit dem vielseitigen Werk "Sinfonietta n°2: Quatre Impressions" aus der Feder des aufstrebenden Komponisten Pierre-Antoine Savoyat in einer hervorragenden Darbietung der Hauts-de-France Brass Band unter der Leitung von Luc Vertommen.
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